Märchenpädagogik

Tipps zur Gestaltung von Hörspielmusik

In der Regel steht im Hörspiel das gesprochene Wort im Vordergrund. Dennoch gibt es kaum ein Hörspiel ohne Musik, Musik bereichert das Hörspiel ungemein, auch wenn sie meist eine eher „dienende“ Funktion hat. Von den Hörspielautoren wird unterschiedlich viel Gewicht auf die musikalische Gestaltung gelegt. Manchmal gibt es recht genaue Anweisungen und Vorstellungen, wie die Musik gestaltet sein soll, manchmal werden jedoch nur einige Grundmerkmale, die die Musik erfüllen soll, vorgegeben. Diese kann zum Beispiel das Tempo, die Länge, den Charakter oder die Instrumentierung betreffen.

Die nun folgenden Hinweise und Tipps für die Auswahl und Gestaltung von Hörspielmusik haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sollen v.a. einen knappen Überblick geben.

  • Bei der musikalischen Gestaltung von Hörspielen sollte grundsätzlich entschieden werden, ob die Musik lediglich der Inszenierung für den Hörer gilt, oder ob die Musik als reale Musik erscheint, also auch für die handelnden Figuren als wahrnehmbar präsentiert wird. Vielleicht unterhalten sich zwei Figuren, während im Hintergrund das Radio läuft, Oder es gibt eine Figur, die selbst musiziert und zur Gitarre greift.

  • Musik, die der Inszenierung gilt, kann Stimmungen begleiten (Illustration), d.h. eine spannende Szene wird durch spannende Musik noch spannender inszeniert. Sie kann eine Stimmung in eine bestimmte Richtung lenken (Polarisierung), d.h. eine eigentlich nicht so spannend erscheinende Szene wird dadurch spannend, dass spannende Musik einsetzt. Die Musik kann aber auch in paradoxer Weise eingesetzt werden (Kontrapunkt), wenn zum Beispiel in einer traurigen Szene fröhliche Musik eingeblendet wird.

  • Musik kann in Form von Liedern zum Hauptbestandteil einer Handlung werden.

  • Fast üblich ist es im Hörspiel, dass es eine Einleitungsmusik gibt. Eine Zwischenmusik und Schlussmusik kann die Handlung des Hörspiels strukturieren und ähnlich wie in einem Theater die Funktion des Vorhangs übernehmen. Bloße Akkorde oder kurze Musik können auch einzelne Abschnitte der Erzählung unterbrechen oder einen neuen Sprecher oder eine neue Szene ankündigen.

  • Musik kann speziell für das Hörspiel komponiert und aufgenommen werden, aber selbstverständlich kann sich der Hörspielmacher auch bei bereits vorhandener Musik bedienen.

  • Zu beachten ist auch, dass man mit Musik konkrete Assoziationen aufbauen kann. Dann wird sie in leitmotivischer Absicht eingesetzt. So können bestimmte Schauplätze oder Figuren mit bestimmten Melodiebögen oder auch Instrumenten verknüpft werden, so dass im weiteren Verlauf des Hörspiels die Musik den Hörer an einen bereits bekannten Schauplatz versetzt oder die Musik das erneute Auftreten einer Figur ankündigt.

  • Schließlich ist zu berücksichtigen, dass Musik nicht einmal immer „Musik“ (was immer man darunter versteht) im engeren Sinne sein muss. Auch Geräusche oder bloße Klangkombinationen können diese benannten Funktionen übernehmen.

  • Letztlich gilt, was der Hörspielkomponist Gerde Bessler einmal gesagt hat: „Musizieren ist Spielen und ist keine Strategie.“


  • Einige kompositorische Anmerkungen

    Grundsätzlich heißt es ja, dass die Dur-Tonarten eher „hart“ klingen (durus=hart) und die Moll-Tonarten traurig (mollus=weich). Das mag manchmal, aber sicherlich nicht immer zutreffen. Entscheidend sind viele andere Faktoren der kompositorischen Gestaltungsweise; zum Beispiel das Tempo (sehr langsam, getragen, moderat, schnell…), die Instrumentierung (Streicher, Tasteninstrumente, Zupfinstrumente, Percussion…), das Arrangement (die Gestaltung des Zusammenspiels verschiedener Instrumente und die einzelnen Melodieführungen), aber nicht zuletzt auch die Art und Weise, wie der einzelne Instrumentalist sein Instrument spielt. Natürlich sollte eine Verfolgungsjagd eher einen hektischen Charakter haben, d.h. die Musik sollte schnell und nicht zu langsam eingespielt werden. Eine anrührende oder traurige Szene hingegen darf nicht „dahinjagen“, sondern sollte musikalisch eher langsam gestaltet sein. Aber beide Tonarten, sowohl Dur als auch Moll können für beide Stimmungen geeignet sein. Das Beste ist, man guckt sich gelungene Filmszenen mit gut untermalter Musik an, oder man hört sich gelungene Hörspielinszenierungen an und überprüft selbst, welchen Charakter die Musik hat und wie sie durch ihre Gestaltung diesen Charakter erhalten hat.

    Im Folgenden werden einige Hörspielmusiken präsentiert, mit denen ich Märchenhörspiele von Christian Peitz musikalisch untermalt habe. Sie haben unterschiedlichen Charakter und sind demnach für unterschiedliche Situationen eingesetzt worden. Sie sind produziert worden mit digitaler Achtspurtechnik, wobei darauf Wert gelegt wurde, mit Ausnahme von Keyboards möglichst viele natürliche Instrumente zu benutzen: zum Beispiel akustische Gitarren, Rhythmusinstrumente, Mundharmonika, Akkordeon, E-Bass und Ukulele. Die Musiken dürfen für nichtkommerzielle Zwecke (privat oder in der Schule) gerne verwendet werden. Falls das geschieht, freut sich der Komponist über eine Rückmeldung.

    1) HoerSketch Jinggle (MP3-Download)

    2) Thema Scrooge 1 (MP3-Download)

    3) Thema Scrooge 2 (akustisch) (MP3-Download)

    4) Thema Prinz Ohneschloss (Gitarre-Akkordeon) (MP3-Download)

    5) Kirmes-Thema (MP3-Download)

    6) Spannungsmusik 1 (MP3-Download)

    7) Verfolgung (Spannungsmusik 2) (MP3-Download)

    8) Jingle Bells (Dur) (MP3-Download)

    9) Traurig Jingle Bells (Moll) (MP3-Download)